Zeitleiste
Februar

Einrichtung des Oberkommandos der Wehrmacht

Am 04. Februar werden im Zuge der so genannten Fritsch-Krise Kriegsminister Werner von Blomberg und der Oberbefehlshaber des Heeres Werner von Fritsch aufgrund von Verleumdungen entlassen. Sie hatten zuvor Bedenken gegen Hitlers aggressive Politik geäußert. An Stelle des Reichskriegsministeriums bildet Hitler ein Oberkommando der Wehrmacht (OKW) unter General Wilhelm Keitel. Neuer Oberbefehlshaber des Heeres wird General Walther von Brauchitsch. Hitler selbst übernimmt den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht.

12. März

Einmarsch deutscher Truppen in Österreich

Nachdem Lordpräsident (ab Februar 1938 Außenminister) Lord Halifax bereits am 19. November 1937 gegenüber Hitler die britische Tolerierung einer gewaltlosen territorialen Erweiterung Deutschlands nicht ausschloss, erfolgt der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich nach einem Ultimatum (11. März) und dem erzwungenen Rücktritt des österreichischen Kanzlers Kurt Schuschnigg. Der Nationalsozialist Arthur Seyß-Inquart übernimmt die Regierung. Am 13. März folgen das „Gesetz über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich“ und der Rücktritt von Bundespräsident Wilhelm Miklas. Die deutschen Truppen werden mit Jubel empfangen.

April

"Arisierung" jüdischer Wirtschaftsbetriebe

Die Verordnung gegen die „Tarnung jüdischer Betriebe“ vom 22. April und die „Verordnung über die Anmeldung aller jüdischen Vermögen über 5000 Reichsmark“ vom 26. April leiten eine systematische „Arisierung“ jüdischer Wirtschaftsbetriebe ein, die ab dem 14. Juni kennzeichnungspflichtig sind. 147.586 Juden in „Großdeutschland“ melden 7,5 Milliarden Reichsmark an. Ab dem 6. Juli dürfen Juden keine Auskunfteien, Maklergeschäfte, Bewachungsbetriebe, Heiratsvermittlungen, Hausverwaltungen, Fremdenführungen und Wandergewerbe mehr betreiben.

25. Juli

Berufsverbot für jüdische Ärzte und Anwälte

Ein allgemeines Berufsverbot für jüdische Ärzte tritt in Kraft. Am 27. September folgt das Berufsverbot für jüdische Rechtsanwälte.

September

"Sudetenkrise"

Seit März 1938 stachelt Hitler die in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen an, immer höhere Autonomieforderungen an die tschechoslowakische Regierung zu stellen. Im Zuge dessen veranlasst er den Vorsitzenden der Sudetendeutschen Partei, Konrad Henlein, zur Verschärfung seiner Forderungen gegenüber Prag und verlangt die Abtretung des Sudetengebiets an das Deutsche Reich.
Bereits am 30. Mai kündigt Hitler in einer Weisung an die Wehrmacht die geplante Zerschlagung der Tschechoslowakei an. 
Auf dem „Parteitag Großdeutschlands“ in Nürnberg attackiert Hitler den tschechoslowakischen Staatspräsidenten Edvard Beneš und kündigt an, er werde die „Unterdrückung“ der Sudetendeutschen nicht „in endloser Ruhe“ mit ansehen. Am 15. September folgt daraufhin die Proklamation Henleins: „Wir wollen heim ins Reich“.

Während eines Besuches bei Hitler bietet Neville Chamberlain dem Reichskanzler die Abtretung des Sudetengebiets an,  nachdem der englische Premierminister am 21. September die Zustimmung Prags erzwungen hatte. Chamberlain versprach sich von dieser Lösung die Vermeidung kriegerischer Auseinandersetzungen. Vom 29.-30. September kommt es zur Münchner Konferenz, in der Hitler, Mussolini, Chamberlain und Frankreichs Ministerpräsident Édouard Daladier die Abtretung des Sudetengebiets an Deutschland ab dem 01. Oktober beschließen („Münchner Abkommen“).

Deutsche Truppen marschieren in der Zeit vom ersten bis zum zehnten Oktober in der Tschechoslowakei ein und besetzen das Sudetenland. Am 21. Oktober gibt Hitler den Geheimbefehl, die „Erledigung der Rest-Tschechei“ vorzubereiten.

05. Oktober

Einzug jüdischer Pässe

Die Reisepässe von Juden werden eingezogen, eine Neuausstellung erfolgt nur mit dem Aufdruck „J“. Bereits seit dem 17. August müssen alle Juden den zusätzlichen Vornamen „Sara“ bzw. „Israel“ annehmen.

08.-13. November

Judenpogrome in Deutschland

Am 07. November begeht der Jude Herschel Grynszpan ein Attentat auf den deutschen Botschaftsangehörigen Ernst vom Rath in Paris. Nachdem Vom Rath am 09. November seinen Verletzungen erliegt, organisiert Goebbels ein reichsweites Massenpogrom gegen die jüdische Bevölkerung („Reichskristallnacht“ am 09. /10. November), bei dessen „spontanem“ Ablauf die Polizei nicht einschreiten darf.
Die Bilanz der Gewalttätigkeiten von NSDAP und SA sind 91 Ermordete, zahlreiche Verletzte, Misshandelte und Vergewaltigte, 191 durch Brandstiftung zerstörte Synagogen und rund 7500 zerstörte und geplünderte jüdische Geschäfte. Außerdem werden zahlreiche jüdische Wohnungen und fast alle jüdischen Friedhöfe verwüstet. Der Sachschaden beträgt mindestens 25 Millionen Reichsmark und etwa 30.000 Juden werden verhaftet und in Konzentrationslager gebracht.

Es folgt eine beispiellose Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden aus der Öffentlichkeit (u.a. das Teilnahmeverbot an kulturellen Veranstaltungen am 12. November; das Verbot des Besuchs öffentlicher Schulen am 15. November, von Hochschulen am 08. Dezember; der „Judenbann“ vom 28. November, der besagt, dass Juden aus allen öffentlichen Einrichtungen, wie Schwimmbädern oder Bibliotheken, ausgeschlossen sind; sowie ihre Ausschaltung aus der Wirtschaft durch die entschädigungslose Zwangs-„Arisierung“ jüdischer Betriebe bzw. die Einsetzung „arischer“ Treuhänder ab dem 03. Dezember).
08. Dezember

Verfolgung von Sinti und Roma

Die Sinti und Roma rücken verstärkt in den Fokus der NS-Rassenpolitik. Ein Runderlass Himmlers (8. Dezember) befiehlt die systematische Erfassung und erkennungsdienstliche Behandlung aller „Zigeuner“ im Reichsgebiet.  Anfang entstehen Sammellager für die nicht-sesshaften „Zigeuner“, es folgen Eheverbote und Zwangssterilisationen. Bereits vor Kriegsbeginn werden die Sinti und Roma in Konzentrationslagern interniert und umgebracht. Allein auf deutschem Boden werden zwischen 1938 und 1945 ca. 15.000 Menschen als „Zigeuner“ ermordet.