So wie unzählige andere Menschen in Deutschland und ganz Europa wurden Erna de Vries und ihre Mutter Jeanette Korn Opfer einer rassistischen und menschenverachtenden Politik – der „Judenpolitik “ der Nationalsozialisten im „Dritten Reich “. Angetrieben von rassistischen Theerien, einem radikalen Antisemitismus und der Vorstellung von der Überlegenheit der eigenen „Rasse“ gegenüber anderen Völkern, verfolgten, vertrieben und ermordeten die Deutschen in dieser Zeit ethnische und soziale Minderheiten. Das Hauptziel war die jüdische Bevölkerung des Deutschen Reichs und anderer europäischer Staaten. Die antijüdischen Maßnahmen in diesem Prozess der Verfolgung umfassten Diskriminierung, Entrechtung, Enteignung, Vertreibung, Deportation und schließlich Massenmord.weiter...
Mit einer jüdischen Mutter und einem protestantischen Vater gilt Erna de Vries als so genannter „Mischling“ im national-sozialistischen Deutschland. Dieser Status bietet ihr einen ge-wissen Schutz: Als Ernas Mutter nach Auschwitz deportiert werden soll, steht ihr Name nicht auf der Deportationsliste. Erst nach striktem Bitten bei der Gestapo in Saarbrücken „darf“ sie ihre Mutter nach Auschwitz begleiten. Dort rettet ihr der „Mischlingsstatus“ schließlich das Leben: Schon zum Tod in den Gaskammern selektiert, wird sie in letzter Sekunde einem „Mischlingstransport“ Richtung Ravensbrück zugeteilt, um dort Zwangsarbeit zu leisten.weiter...
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten beginnt in Kaiserslautern wie im gesamten Reich eine systematische Ausgrenzung der jüdischen Bürger, die auch Jeanette und Erna Korn erleben müssen.Bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz im Juli 1943 ziehen sich beide immer weiter aus dem öffentlichen Leben zurück; zum einen aus Selbstschutz, zum anderen, um die wenigen noch freundlich gesinnten Nachbarn nicht in Gefahr zu bringen.weiter...
Die zwölfjährige Erna Korn kommt 1935 auf das von Franziskanerinnen geführte Lyzeum, eine katholische Privatschule in Kaiserslautern. Ihre Religion stellt im Unterrichtsalltag kein Problem dar, so dass sie dort zwei glückliche Jahre verbringen kann. Als sich die Situation für jüdische Mitbürger in Deutschland weiter verschlimmert, nimmt Mutter Jeanette ihre Tochter 1937 vorzeitig von der Schule, um das Geld für Rücklagen zu sparen.weiter...
Frühzeitig bemüht sich Erna Korn um einen Ausbildungsplatz als Krankenpflegerin. Nach zwei Jahren des Wartens erhält sie 1941 eine Zusage im Israelitischen Asyl in Köln. Doch schon ein knappes Jahr darauf wird das Krankenhaus aufgelöst und Patienten wie Personal in die Konzentrationslager deportiert. Erna Korn entgeht der Deportation: Sie ist zur selben Zeit bei ihrer Mutter in Kaiserslautern.weiter...
1943 wurde Erna Korn nach Auschwitz deportiert. Neben seinen Funktionen als Ort zur Isolierung politischer Gegner sowie als überregionale Koordinationsstelle des Zwangsarbeitereinsatzes galt das größte nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im heutigen Polen vor allem als Zentrum der Judenvernichtung. Etwa 1,1 Millionen Menschen kamen dort ums Leben.weiter...
Erna Korn wurde mit ihrer Mutter Jeanette im Juli des Jahres 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau depor-tiert. Dort wurden beide dem „Außenkommando Harmense“ zugeteilt, um in einem der vielen Außenlager von Auschwitz, dem nahe gelegenen Harmense, Zwangsarbeit zu leisten. Bei dieser anstrengenden Arbeit zog sich Erna Korn eine schwere Entzündung an den Beinen zu. Aufgrund der katastrophalen medizinischen und hygienischen Zustände im Lager heilten diese Wunden nicht. Sie wurde daraufhin als „untauglich“ ausgemustert und in den Block 25, den so genannten „Todesblock“, verlegt, um dort auf ihre Ermordung zu warten.weiter...
Durch einen Sondertransport für „Mischlinge“ gelangt Erna de Vries im Herbst 1943 aus dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau nach Ravensbrück, das größte Frauenkonzentrationslager in Deutschland. Dort gilt sie zunächst als „verfügbar“, bis sie zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie herangezogen wird. Als die alliierten Truppen gegen Kriegsende vorrücken, wird sie mit dem gesamten Lager evakuiert und aus den so genannten „Todesmarsch“ geschickt.weiter...
Im Frühjahr 1944 wird Erna Korn zur Zwangsarbeit im Siemens-Werk des KZs Ravensbrück eingesetzt. Dort arbeitet die 20-jährige an der Fertigung von Telefon- und Mikrofon-teilen, die für deutsche Unterseeboote bestimmt sind. Muss sie anfangs noch mehrmals am Tag den beschwerlichen Weg vom Stammlager ins Werk auf sich nehmen, verbessern sich ihre allgemeinen Lebensumstände, als Siemens im Dezember 1944 sechs Baracken, das so genannte Siemens-Lager, in unmittelbarer Nähe des Werkes errichtet. Dort wird auch Erna Korn untergebracht.weiter...